Präsentismus – ein Phänomen mit unterschätzten Risiken

21.08.2023

Trotz Kopfschmerzen, Erkältung oder Depression zur Arbeit? Der Fachbegriff dafür lautet „Präsentismus“. Doch wer sich krank in den Betrieb schleppt oder im Home Office am Schreibtisch quält, blendet gesundheitliche Risiken aus und kann erhebliche Kosten verursachen. Was sind die Hintergründe? Und wie können Unternehmen erfolgreich dagegenhalten?

Das Phänomen Präsentismus und seine Folgen

Sicherlich kennen auch Sie das: Die Arbeit türmt sich, das Personal ist knapp bemessen – man kann es sich einfach nicht leisten zu fehlen. Da wird auch mal ein grippaler Infekt ignoriert oder mit Migräne weitergemacht, frei nach dem Motto „Zähne zusammenbeißen und durch“. Wenn Menschen trotz Erkrankung oder Krankschreibung im Betrieb oder im Home Office ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen, spricht man von „Präsentismus“.

Der Krankenstand in einem Unternehmen kann in der Folge niedrig sein. Über die tatsächliche Gesundheit der Belegschaft sagt das allerdings wenig aus. Denn tatsächlich gehen 60 Prozent der Beschäftigten manchmal auch im Krankheitsfall zur Arbeit. Mehr als ein Viertel tut das sogar häufig oder sehr häufig. Selbst bei einer offiziellen Krankschreibung arbeiten rund 12 Prozent häufig oder sehr häufig weiter, so eine Studie aus 2022.

Die Risiken und Kosten, die Präsentismus mit sich bringt, sind nicht zu unterschätzen:

  • Die Leistungsfähigkeit der erkrankten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist eingeschränkt
  • Ihre Produktivität ist geringer
  • Die Fehlerquote und das Risiko für Arbeitsunfälle steigt
  • Die Genesung der Betroffenen dauert länger
  • Erkrankungen können chronisch werden und zur Arbeitsunfähigkeit führen
  • Andere Teammitglieder können sich gegebenenfalls anstecken

Die Kosten, die hierdurch entstehen können, sind Untersuchungen zufolge genauso hoch oder höher als für krankheitsbedingte Fehlzeiten. Im Falle einer Depression kostet es das Unternehmen fünf- bis zehnmal so viel, wenn Betroffene arbeiten gehen, anstatt krankheitsbedingt zu Hause zu bleiben.

Welche Ursachen hat Präsentismus?

Die Gründe für Präsentismus liegen oft in einem hohen Arbeitsaufkommen sowie einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein und Pflichtgefühl von Mitarbeitenden. Speziell in der Führungsetage sind die Anforderungen hoch, entsprechend auch der Erwartungs- und Leistungsdruck. Auch eine starke Identifikation mit der Firma oder dem Projekt und eine entsprechend hohe Motivation kann dazu führen, dass man die eigene Gesundheit vernachlässigt.

Viele Angestellte möchten nicht, dass ihre Kolleginnen und Kollegen einspringen und Aufgaben übernehmen müssen. Daher kommen sie krank zur Arbeit – sei es aus Rücksichtnahme oder aus Scheu vor Konflikten, die sich aus einer Umverteilung der Aufgaben ergeben könnten. Oft trägt Personalmangel dazu bei, dass es kaum Entlastung in dieser Situation gibt. Auch die Angst vor der Reaktion von Vorgesetzten, vor beruflichen Nachteilen oder dem Verlust des Arbeitsplatzes kann hier mitspielen.

Wie kann man Präsentismus vorbeugen?

Um Präsentismus zu vermeiden, können Unternehmen auf verschiedenen Ebenen ansetzen:

Gesundheitliche Aufklärung: Auch wenn Präsentismus weit verbreitet ist, wird er in Betrieben noch zu selten thematisiert. Im Rahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung sollte über die Ursachen und Folgen gesprochen werden.

Klare Kommunikation: Die Unternehmensleitung sollte eindeutig Stellung beziehen und deutlich machen, dass ihr das Wohlergehen der Belegschaft am Herzen liegt und die Gesundheit Priorität hat.

Optimierte Arbeitsorganisation: Realistische Zielvorgaben, die auch mit durchschnittlichen Fehlzeiten zu schaffen sind, ausreichend Personal sowie flexible Arbeitszeitmodelle tragen dazu bei, dass Erkrankte zuhause bleiben und schneller genesen können.

Wertschätzende Unternehmenskultur: Ein respektvoller Umgang und die Anerkennung von Leistungen sollten das Miteinander bestimmen. So muss niemand unter Druck stehen, sich ständig beweisen und auch im Krankheitsfall präsent sein zu müssen.

Vorbildliche Führungskräfte: Leitende Angestellte und die Unternehmensführung sollten selbst auf ihre Gesundheit achten und vorleben, dass es wichtig ist, sich auszukurieren.

Verantwortung und Sensibilität für Gesundheitsfragen lohnt sich

Untersuchungen zeigen, dass Unternehmen, die ein hohes Maß an sozialer Verantwortung für ihre Belegschaft zeigen, weniger von Präsentismus betroffen sind als Firmen, die dies nicht tun. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist ein wesentlicher Baustein der sozialen Unternehmensverantwortung. Es kann die Belegschaft ermutigen und sensibilisieren, achtsam mit der eigenen Gesundheit umzugehen – zum Wohle ihrer selbst und des gesamten Unternehmens.

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